Humanistische Verfahren

Im Kontext der humanistischen Verfahren arbeite ich insbesondere mit der Gesprächspsychotherapie nach Carl Rogers.

Im Zentrum der Persönlichkeitstheorie der Gesprächspsychotherapie steht das ‚Selbst‘. Menschen streben von ihrer Geburt an danach, ein Selbst zu entwickeln. Diese Entwicklung wird im Wesentlichen durch die Erfahrung geprägt, die ein Individuum im Kontakt mit seiner Umwelt macht, vor allem mit den wichtigen Bezugspersonen (wie Eltern), und insbesondere durch die Bewertungen dieser Erfahrungen. Von entscheidender Bedeutung für die Entwicklung des Selbst ist nach Rogers, wie dem angeborenen Bedürfnis nach ‚positiver Beachtung‘ bei der jeweiligen Erfahrung Rechnung getragen wird. 

Nur solche Erfahrungen und die mit ihnen verknüpften Bewertungen bzw. Gefühle können Bestandteil des Selbstkonzepts werden, die von den wichtigen Bezugspersonen als Erfahrungen und Gefühle des Kindes empathisch erkannt und bedingungsfrei emotional positiv aufgenommen werden. Ein kleiner Junge, dessen Eltern ihn ständig wegen schulischer Minderleistungen tadeln und ihn unter Umständen nur dann akzeptieren, wenn er gute Leistungen erbringt, wird seine emotionale Erfahrung nicht in sein Selbst integrieren können. Ist der Junge später Patient, wird er der Therapeutin unter Umständen erzählen, dass er als Erwachsener unter permanent hohem Leistungsdruck stehe und sich überfordere. 

Allgemein formuliert entstehen nach Rogers Störungen, wenn der Mensch nur Zuneigung und Bestätigung erfährt, indem er bestimmte Bedingungen erfüllt. So entstehen Ängste, Selbstunsicherheit und ein falsches Selbstbild. Meine Aufgabe in der Gesprächstherapie ist es, einen Rahmen zu schaffen, in dem Selbsterkenntnis und Selbstheilungskräfte zur Entfaltung kommen können. In einer Atmosphäre des Vertrauens und der Geborgenheit ist es in der Gesprächstherapie möglich, auch frühere negative Erlebnisse zuzulassen, sie zu reflektieren und sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Dadurch können sie besser verstanden und negative Gefühlssituationen günstig beeinflusst werden.

Verhaltenstherapeutische Verfahren

Die Grundannahme der Verhaltenstherapie ist, dass Verhaltensstörungen und neurotisches Verhalten erworben werden und nicht angeboren sind.
Jede Form der Verhaltenstherapie zielt darauf ab, neue Einstellungen und Verhaltensweisen zu erarbeiten, die eine bessere Lebensqualität ermöglichen. Je nach Art und Ausprägung des als negativ empfundenen Verhaltens ist es Ziel der Interventionen, bestimmte Verhaltensweisen auszuschließen und neue Verhaltensweisen zu erlernen.
Die Behandlung aktueller (Fehl-)Verhaltensweisen oder ungeeigneter Denkmuster stehen im Vordergrund.

Je nach Problemfeld kommen verschiedene Interventionstechniken zum Einsatz, wobei die von mir primär eingesetzten nachfolgend kurz skizziert werden.
Die Methoden der systematischen Desensibilisierung und das Expositionstraining werden primär im Kontext von Ängsten und Phobien eingesetzt.

Bei der systematischen Desensibilisierung erlernt der Klient zunächst eine Entspannungstechnik. Sodann wird der entspannte Patient erst mit sehr schwachen Angstreizen konfrontiert und langsam an das angstbesetzte Objekt (Schlange, Hund, etc.) gewöhnt. Dazu muss er zunächst mit dem Therapeuten eine Angsthierarchie erarbeiten und sich im entspannten Zustand die am wenigsten angsteinflößende Situation vorstellen. Diese Vorstellung wird so lange wiederholt, bis der Klient die Situation angstfrei visualisieren kann. Dann wird die nächste Stufe der Angsthierarchie durchlaufen. Ein angenehmer Reiz wird also an ein angstbesetztes Objekt gekoppelt. Grundannahme ist, dass Entspannung und Angst nicht gleichzeitig existieren können, sich also gegenseitig hemmen.

Beim Expositionstraining wird der Klient mit der Angst auslösenden Situation konfrontiert, so dass er lernt, die auftretende Angst zu ertragen und das die Symptomatik aufrechterhaltende Verhalten zu verhindern. Entscheidend ist dabei, dass der Klient erfährt, dass es nicht zu der befürchteten Katastrophe kommt, sondern dass die Angst mit zunehmender Exposition wieder abnimmt.

Die kognitive Therapie geht davon aus, dass jedem Handeln bestimmte Gedanken vorausgehen, die Emotionen auslösen und ein entsprechendes Verhalten bewirken. Wenn man die Gedankenmuster, die das problematische Verhalten bedingen, entschlüsselt, lassen sich mit Hilfe von Übungen die ungünstigen Gedankenabläufe und negativen Selbstgespräche so beeinflussen, dass der Betroffene dem krankhaften Verhalten aktiv entgegenwirken kann.

Systemische Verfahren

Die systemischen Verfahren haben sich aus der Familientherapie entwickelt, werden aber heute mit einer Vielzahl von Methoden in der Arbeit mit Einzelnen, Paaren, Familien und Gruppen angewandt. Bei diesen Verfahren wird der Klient mit seinem Problemverhalten, also den gezeigten Symptomen, im Kontext seiner Beziehungen und seiner Umgebung betrachtet. Die Symptome, die ein Mensch zeigt, sind Ergebnis von Beziehungsmustern und dynamischen Wechselwirkungen in sozialen Systemen wie der Familie, dem Freundeskreis oder dem beruflichen Umfeld. Die systemische Perspektive rückt diese dynamischen Wechselwirkungen in das Zentrum ihrer Betrachtung, um das Individuum und seine psychischen Symptome angemessen verstehen zu können. Der Klient ist Experte für sich selbst, hat jedoch momentan keinen Zugang zu seinen Ressourcen und Problemlösefähigkeiten.

Ich gehe im systemischen Kontext so vor, dass wir Problem und Lösung entkoppeln. Die Fokussierung auf Problematiken erschweren das Finden neuer Lösungen, blockieren und versetzen den Klienten in eine Problemtrance. Im Vordergrund meiner systemischen Interventionen stehen deshalb die Anregung von Suchprozessen und der Sprung in den Lösungsraum.
Ich bediene mich bei diesem lösungsorientierten Ansatz eines breiten Spektrums an Interventionstechniken. Wir arbeiten je nach Problemfeld und Persönlichkeit der Klienten mit narrativen Techniken, systemischen Rollenspiel- und Theatertechniken, Skulpturen und Choreografien, bewegungs- und körperorientierten Interventionen sowie Entspannungs- und Imaginationstechniken.

Psychodrama

Das Psychodrama ist eine Aktionsmethode, die von J. L. Moreno entwickelt wurde. Für Moreno stellt sich die Gesamtpersönlichkeit als ein Rollensystem mit über- und untergeordneten, dominanten und weniger dominanten Rollen dar. Diese spielen wie ein Theaterensemble auf einer inneren Bühne in Haupt- und Nebenrollen, als Gegenspieler oder im Hintergrund agierend. Das konstituierende Prinzip des Psychodramas ist, die innere Wirklichkeit des Protagonisten, das innere Theater der Seele mit Hilfe dramaturgischer Mittel wie Bühne, Handpuppen oder Tierfiguren aus Holz umzusetzen. Über diese Externalisierung von internalisierten mentalen Bildern werden sie für den Klienten erlebbar, begreifbar und veränderbar.

Diese inneren Anteile werden mit verschiedenen Methoden inszeniert und so externalisiert und verkörpert. Es wird ihnen eine Stimme verliehen, man lässt sie in Interaktion mit den anderen Rollen treten, und sie können durch spezielle psychodramatische Techniken auf handelnde Weise erlebt, exploriert und umgestaltet werden, um zu einem kreativeren Rollenhandeln zu kommen. So wird die Bühne zum metaphorischen Abbild der eigenen Persönlichkeit, die äußere Handlung im Psychodrama zum Abbild des inneren Dramas des Protagonisten. Wie auch immer die persönliche Konstellation in der Psyche eines Menschen sein mag, in der Psychodrama-therapie geht es darum, diese inneren Personen mit ihren Rollen kennen zu lernen. Die Rollen, in denen Menschen handeln, stellen im Psychodrama die elementare Einheit für die Analyse und die Veränderung der Persönlichkeit dar. So läuft jede Entwicklung über die Erweiterung des Rollenrepertoires.

Da der Mensch im Laufe seines Leben mit den unterschiedlichsten sozialen Anforderungen konfrontiert wird, wird er in neuen Rollen gefordert, um in der neuen Situation angemessen zu reagieren. Im Psychodrama können neue Rollen kreiert, erprobt und eingeübt werden. Und es kann dazu beitragen, neue Spielräume für die Ausgestaltung eingeengter Rollen aufzuzeigen. So können auch Fixierungen aufgehoben werden, die entstehen, wenn sich bestimmte Rollen eingeprägt haben und die Persönlichkeit dominieren, ohne in der jeweils aktuellen Situation angemessen zu sein. Und die im Rollenverlust nicht mehr aktiv erlebten Rollen werden im Psychodrama wieder zugänglich gemacht. Bei der Bearbeitung von Rollenkonflikten kann das Psychodrama dazu beitragen, die widerstreitenden Rollenanforderungen bewusst zu machen und zu einer Neuordnung der einzelnen Rollen anregen.